Die Arbeit in der Fabrik

Unter SS-Bewachung liefen die Frauen täglich einen halbstündigen Fußmarsch durch die Gassen und Nebenstraßen in Holzpantinen und ohne Strümpfe zur Arbeit und abends wieder zurück. 

Die Arbeitszeit in der Fabrik betrug täglich acht bis zwölf Stunden, Sonntage waren arbeitsfrei. Es wurde in drei bzew. Zwei Schichten gearbeitet. Zusätzlich wurden Häftlinge noch für Aufräumarbeiten in den SS-Baracken und in der Küche, wie zum Bedienen des Lagerwachpersonals eingesetzt.1

Im Umschulwerk der Fabrik, dass sich in der Rochlitzer Geringswalderstraße2 befand, lernten die Häftlinge Fertigkeiten der Metallbearbeitung, wie zum Beispiel Bohren, Fräsen, Messen, Hobeln und die Bedienung von Drehmaschinen. Die Arbeit in der Fabrik beschreibt eine Häftlingsfrau:

„Die Arbeit war sehr hart, wir arbeiteten an schweren Maschinen, während wir viele Unfälle hatten. Meine 12-jährige Tochter stellte man an eine Revolverbank, sie machte die gleiche Arbeit wie die Arbeiter.“3

Laut einiger Häftlingsaussagen, war die Behandlung durch die Meister und Arbeitsleiter im Betrieb korrekt.4 Eine andere Erinnerung hingegen beschreibt besonders bedrohliche Manipulationsmethoden durch einen Meister der Mechanik GmbH:

„Ich hatte Angst vor dem Supervisor, dem Meister, wie es im Deutschen heißt. (…) Er sagte: Wenn du noch ein Messer zerbrichst, dann werfe ich dich in den See. Vom Fenster aus konnte man einen See sehen. Ich hatte Angst davor. Aber später gab er mir ein Stück Brot, doch niemand sah das. Die gleiche Person. Ich hatte gut gearbeitet“5

Auch im ungarischen DEGOB-Protokoll 1376 wird die Arbeit als sehr schwer beschrieben: „Die Arbeit war für mich ungewohnt und sehr schwer, aber ich bestrebte mich, so gut ich konnte, die mir gestellten Aufgaben zu erfüllen, was mir meistens auch gelang. Allerdings war die Behandlung menschlich und die Kost gerade so viel, dass man nicht Hunger zu leiden hatte, wenn sie auch zur Schwere der geleisteten Arbeit in keinem Verhältnis stand.“6

 

 

1BA Ludwigsburg B 162/18257 , Blatt 30, Vernehmung der ehemaligen Häftlingsfrau Teresa Singer durch israelische Polizei in Beit Dagan, Israel vom 26.8.1968

2BA Berlin, R3/ 2014/ 0/0381/29 Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion/ Reichsbetriebskartei, n.p.

3DEGOB Protokoll 2287 Übersetzt aus dem Ungarischen:

4Hofmann, Gerhard: Ein Aufblühen wird einsetzen. Über Aufstieg und Untergang eines Rochlitzer Betriebes. In: Enttäuschte Hoffnung. Wiederaufbau der Kommunalen Selbstverwaltung 1945-1949, Niederfrohna 2004, S.53

5Kochmann, Renee Renia, videografiertes Interview durch das University of Southern California Shoah Foundation Institute for Visual History and Education, N.Y., USA , Übersetzung Jakob Warnecke: „I was scared by the man was supervisor. The Meister, what called in german. (…) He said: If you break one more knife, so I throw you in the Lake. To the windows we have seen a lake. And I was scared by that. But later he give me some piece of bred, but nobody can see. I was good working“

6DEGOB Protokoll 1376