Die Ernährungssituation

Essen gab es für die Häftlingsfrauen im Außenlager Rochlitz viel zu wenig. Über die Qualität und die Menge des Essens gibt es unterschiedliche Aussagen. „Hier haben wir nichts zu essen bekommen und haben sehr viel gehungert.“ heißt es in einem Erinnerungsbericht.1

„Am Morgen bekamen wir einen bitteren, schwarzen Kaffee, Mittagessen, 3 / 4 Liter Suppe am Abend und ein Stück Brot“ beschreibt eine ehemalige ungarische Häftlingsfrau die Ernährungssituation.

Die mangelnde Versorgung der Häftlingsfrauen führte dazu, dass sich ein Ingenieur aus der Fabrik darüber bei der SS-Verwaltung des Lagers beklagt haben soll, mit der Begründung er brauche „kräftige Arbeiter“.2 Das diese mit vermutlich ökonomischer Zweckmäßigkeit begründete Beschwerde keine nachhaltigen Konsequenzen nach sich zog, lässt sich aus dem Bericht über die 199 Frauen ableiten, die von Rochlitz nach Calw gebracht wurden, wo sie am 13. Januar 1945 eintrafen. Der leitende Ingenieur der Lufag in Calw erinnert sich an die Ankunft der Frauen:

„Bei tiefer Kälte kamen Frauen mittleren Alters und jüngere und ganz junge Mädchen (ab zwölf Jahren) in einer ganz fürchterlichen, elendsvollen Verfassung an. Sie waren ohne Ausnahme stark unterernährt, etwa 20 wegen ihres Schwächezustandes zunächst nicht arbeitsfähig, schlecht oder kaum gekleidet, meist ohne Schuhzeug- und keine hatte persönliches Eigentum, nicht einmal ein bißchen Seife, einen Kamm oder dergleichen.“3 Den überlieferten Unterlagen ist zu entnehmen, dass die SS pro Tag und Häftling 65 Pfennig kassierte.4

 

 

1DEGOB Protokoll 776

2Vgl.: BA Ludwigsburg B 162/18257 , Blatt 27, Vernehmung der ehemaligen Häftlingsfrau Lea Tanzmann durch israelische Polizei in Beit Dagan, Israel vom 23.8.1968

3Private Dokumente R. Straßburg, in: Seubert 1989, S.27

4Hofmann, Gerhard: Verschleppt-Ausgebombt-Vertrieben-Befreit, In: Eichler, Andreas: Noch mal davon gekommen. Alltag in der Region Chemnnitz-Rochlitz-Zwickau, Niederfrohna 2005, S.192